Eine Diskussion neulich im Blackrock Forum hat mich zu dem Punkt gebracht, wieder einmal nachzudenken, warum wir dieses Game spielen, warum wir uns da sogar teilweise so richtig nerdig verhalten, kurzum, welche Motivation jemanden antreibt und welche Auswirkungen das hat. Vorweg: ich bin kein Nick Yee, wer sich für dieses Thema wirklich interessiert, der sollte sich mal beim Daedalus Projekt informieren. Der folgende Artikel soll mehr eine Beobachtung meiner Umgebung und meiner selbst sein und vor allem zur Selbstreflektion animieren.
Rein ingame gibt es momentan drei Punkte, die für mich von Interesse sind: Raiden, PVP und zu einem geringeren Maße twinken (in dem Sinne, das ein neuer Char hochgezogen wird). Raiden ist momentan auf Farmen (der deutlich weniger spannende Teil vom Raiden) beschränkt. PVP hingegen gewinnt momentan an Bedeutung, weil wir viel Zeit haben und ich im Prinzip zwei aktive PVP Chars habe.
Aber was fasziniert mich daran? Am Raiden: das Arbeiten als Team und das Erarbeiten von Problemen/Encountern. Es ist viel spannender, den Boss nach einigen Wipes endlich soweit durchschaut zu haben und ihn dann zum ersten Mal umzuhauen als
Loot hingegen ist für mich eher ein angenehmer Nebeneffekt (und zugegebenermaßen eine Antriebsfeder beim Farmen) – vor allem aber das Mittel zum Zweck der Bewältigung neuen Contents. Sprich: man nimmt Up- und Sidegrades mit, um zukünftige Aufgaben besser ausfüllen zu können.
Wenn man wipet, dann ist das in der Regel kein Beinbruch, so lange man das konstruktiv tut. Sprich: wenn man Sachen einspielt, Fehler analysiert und versucht, zu vermeiden (im Gegensatz zu: „Lol, ich habe vergessen, meine Träne zu drücken“ oder „Lol, ich hatte die Bombe, warum sagt mir keiner was?“). Das ist Arbeiten an einem Problem, quasi Knobeln und das macht mir Laune. Insofern fand ich bei Bossen, wo wir sehr lange gebraucht haben, es weniger störend, dass wir so lange gebraucht haben als vielmehr dass viel Zeit verschwendet wurde durch Unaufmerksamkeit.
Das heißt: ich erwarte von mir die ganze Zeit voll dabei zu sein (es gibt Punkte, wo ich das nicht mehr kann, dann sag ich das aber auch klar an, dass ich mal 5 Minuten brauche, um mich frisch zu machen – bei den Archi Wipes war das so ein Fall, weil man da als MT doch unheimlich unter Strom steht und das irgendwann sich bemerkbar macht (z.B. weil man Fearbreaks mehrfach verpeilt). Und ich erwarte auch von anderen Leuten, dass sie voll dabei sind. Mit PVE Spec, Buffmats (soweit es Sinn macht – eine Manareg Flask zu werfen, obwohl man nie unter 50 % Mana geht, tut dies nicht, eine Fort Flask in einem Fight, wo ich den Shieldblock schon wegen Rage weglasse, auch nicht) und ausgeschaltetem Fernseher. Natürlich gibt es Grenzen: wenn ein wichtiger Anruf kommt, muss man halt ran. Wenn auf einmal die Familie nervt, kann man sich dem auch nicht immer entziehen. Aber es sollte sich halt in Grenzen halten. Ich denke, jeder der ambitioniert raidet, wird das ungefähr nachvollziehen können, wenn auch jeder seine Grenzen subjektiv an einem anderen Punkt zieht (und auch dies sehr von der Tagesform abhängig ist).
Was PVP angeht, muss ich zugegeben, dass ich das ein klein wenig anders angehe: ich will mich da nicht zu sehr stressen. Ja, ich reg mich auch ab und an mal auf. Aber im Endeffekt solls auch hier konstruktiv passen. Und das heißt halt: konzentriert spielen, dabei Spass haben und überlegen, wie man gegnerische Setups schlägt. Und auch mal über eigene Dummheiten lachen können (egal obs nen Charge hinter den Sarg aus der Heiler LOS raus oder nen Blind in ein Sheep ist).
Aber, was letztendlich das Spiel eben auch ausmacht, sind die Leute. WoW wäre für mich denke ich längst mehrfach gestorben, wenn die Charaktere, mit denen ich spiele, Bots wären. Ja, manche spotten über Ingame Bekanntschaften. Aber erstens hänge ich mit den Leuten verdammt oft und lang im TS ab, was in meinen Augen etwas komplett anderes ist als beispielsweise Chatbekanntschaften – zum anderen: ich hab ja doch jetzt schon die ein oder andere Pappnase auch mal im RL kennengelernt (hilft halt, dass grad GoA nen ziemlich hohen Anteil an Ruhrpottlern hat).
Ich denke, dass es sich viele Leute online zu einfach machen. Letztendlich gestehen sich die wenigsten ein, dass man hier ein sehr zeitintensives Hobby bestreitet, wo man doch sehr auch von anderen Leuten abhängig ist. Und insofern glaube ich, im Gegensatz zu vielen anderen durchaus daran, dass es sich auszahlt, wenn man Mensch bleibt, auch im Game, und nicht zum A.loch mutiert, weil ja alles nur virtuell ist.
In diesem Sinne: nehmt das Game und euch selbst nicht zu ernst und denkt dran, dass auch am anderen Ende der Leitung ein Mensch sitzt. Es wird sich lohnen.