Meleecraft

Ein World of Warcraft Blog

Commitment

Posted by PH - November 27, 2007

Das englische Wort Commitment hat eine sehr umfangreiche Bedeutung – man kann es mit Verpflichtung, Hingabe, Einstandspflicht oder auch Bindung übersetzen.

Aus diesem Grund habe ich diese Überschrift heute gewählt. Es geht darum, was einen Lead- oder Maintank im Kern aus meiner Sicht ausmacht. Der Begriff des Leadtanks stammt aus dem Fortifications Guide von Ciderhelm und bezieht sich auf das, was in vielen Gruppen vielfach MT1 ist, nämlich DER Maintank, der eben nicht nur die Mobs tankt, sondern eben auch Taktiken mitausarbeitet und das Raidteam mitführt (sei es aufgrund von Amt, Persönlichkeit oder weil er einfach zu viel im TS erzählt, so wie ich :P). Bei Ciderhelm mag man noch bedenken, dass er früher Guidleader und Raidleader von Eventide war (nunmehr ist er „nur“ noch Raider bei Tempora Historica). Insofern mag da nicht immer die ganz saubere Trennung zwischen den Aufgaben gelungen sein. Nichtsdestotrotz stimme ich seinem Ansatz in weiten Teilen zu.

Wer sich zum MT/LT berufen fühlt oder in diese Rolle reinrutscht, der sollte sich klar machen, worum es geht. Wenn der Tank Mist baut, zickt, nicht vorbereitet oder schlichtwegs nicht da ist, dann ist oft Holland in Not. Einiges kann man über kompetente Kollegen abfangen (ich weiß, dass meine Abwesenheit Gott sei Dank nicht zum Raidabbruch führt, meine Kollegen sind kompetent). Aber nicht alles.
Wer MT sein will, weil man ihm dann die Epics in den Hintern bläst, tut damit weder sich noch seiner Gruppe einen Dienst. Vielmehr muss man bereit sein, alles für den Erfolg zu tun. Das heißt: man kennt die Bosse, die man angeht, im Voraus. Beispiel Illidan: man braucht zwei Feuerresi Tanks. Wenn das niemand vorher anleiert, steht man vor dem Boss und stellt fest, dass man erstmal Badges farmen muss (was heute dank ZA und Kara Badges deutlich leichter geworden ist – dennoch, 100 Marken sind eine Menge Holz). Darunter leidet der gesamte Raid. Ergo ist es sinnvoll, bereits auf diesen Umstand vorher hinzuweisen, so dass sich jeder in Frage kommende Tank entsprechend ausstattet.
Das heißt auch, dass ich mir je nach Boss Gear und Consumables besorge und mich entsprechend vorbereite (was so banale Punkte wie Itemrack Einstellungen sein können).

Man sollte auch wissen, dass man in der Regel hohe Repkosten und Consumable Kosten hat. Wenn man keine Zeit hat, außerhalb der Raidzeiten zu farmen, hilft nur entweder die Hilfe der Guildies oder aber Abstandnahme von dieser Aufgabe.

Maintanken heißt auch Bereitschaft zum Dialog mit den anderen Klassen (stimmt die Positionierung, wie macht man es mit der Heilung, kann man es dem DPS leichter machen, zieht man genug Aggro, wo sind Aggroresets etc) und Bereitschaft zur Analyse. Es muss zur zweiten Natur werden, die Antwort auf die Frage warum man gekippt ist, vor dem Ausspruch der Frage zu kennen. Dabei helfen gute Addons wie Recount und ein vernünftiger Combatlog Mod mit entsprechenden Filtern.
Die Analyse muss weitergehen in die Richtung: was kann der Mob, wovor muss ich mich schützen, wieviel Schaden kann ich kassieren, wieviel muss ich kassieren (Aggrofights), welche Sonderkonditionen gelten. Die Schlüsse aus dieser Analyse müssen in die Gear und Strategieauswahl fließen – und nein, Block, Avoid und Stamgear sind keine Erfindung der Tanks, um mehr Epics zu bekommen sondern ein Ausdruck von Anpassung an die Fights, die man tanken muss. Ein DDler wird diese Probleme nie haben, weil er keinen echten Input vom Mob bekommt abgesehen von sekundär Angriffen und evtl noch Addphasen. Der Tank hingegen interagiert ständig mit dem Mob.

Analyse setzt aber oft auch den Willen zur Auseinandersetzung mit theoretischen Zusammenhängen bei WoW voraus. Sicher ist das etwas, was auch anderen Klassen zu eigen ist. Viele Tanks, die erfolgreich 5er und 10er spielen, evtl auch 25er raiden, kennen vielleicht nichtmal die genauen Voraussetzungen zur Kritimmunität. Aber letztendlich gilt: im Highend Bereich muss man schauen, wo man die letzen Fitzel Performance rausholt. Weil sich dies auf Style – Rotation, Gearselektion und Taktik auswirkt.

Kommunikation habe ich bereits angesprochen. Aber ums noch einmal deutlich zu sagen: ein MT, der die Zähne nicht auseinanderbekommt (oder zumindest klare Chatansagen macht), der hat seinen Job in aller Regel verfehlt. Gedankenübertragung funktioniert auch über das Internet (noch) nicht. Der Raid muss bestimmte Sachen einfach wissen, um reagieren zu können. Ansagen wie Shieldwall, Last Stand oder auch: habe keine Optionen mehr (was für die Heiler heißt: tut was, sonst geh ich baden) sind ebenso sinnvoll wie Ansagen zur Umplazierung. Nicht schaden können Ansagen in Antankphasen wie: bekomme wenig Wut (ja, es gibt Omen, aber man reduziert so einfach Fehler, die immer passieren).

Persönliches Engagement heißt auch: selbst wenn 24 Mann im Raid die Glotze anhaben. Meine ist aus. Selbst wenn 24 Mann grad nur rumgummeln, ich versuche, mein Bestes zu geben. Klappt nicht immer. Und die grad geschilderte Konsequenz ist wahrscheinlich utopisch. Aber ich denke, es wird klar, was ich meine.

Viele MTs werden zudem zum Fokus von Stimmungen im Raid. Früher, auf meinem Rogue, hieß es oft, ich würde alles zu kritisch, zu negativ sehen. Mittlerweile versuche ich grad in Nachbesprechungen immer auch positive Dinge herauszustellen. Andersherum: wenn man als MT Trübsal bläßt, dann wirkt sich das oft auf die gesamte Gruppe aus. Man sollte daher schon überlegen, inwieweit man sich da immer gehen läßt. Manchmal ist es einfach besser, das Headset abzunehmen und mal laut zu fluchen. Da mag sich zwar der Nachbar wundern, was passiert. Das ist so aber in der Regel besser.

Als letzter Punkt: Loyalität. Als MT lebt man oft eine symbiotische Verbindung mit seinem Raid. Man hat eine Skillung, mit der man ein reiner Gruppen PVE Spezialist ist. Man ist oft, wie gesagt, ein Fokuspunkt. Desweiteren wird man oft auch vom Raid supportet durch alle erdenklichen Dinge (Pötte, Resigear, moralische Unterstützung). Das sollte man nicht beiseite wischen. Wenn man nun nur wegen der Progression das Schiff verläßt, dann schlägt man damit viele Wunden. Insofern sollte man sich klar sein, was man da tut. Für mich persönlich gilt eigentlich der Grundsatz: solange man nicht aktiv versucht, mich loszuwerden oder aber wirklich jegliche Perspektive verschwindet, werde ich nicht gehen. Und so sollten es die meisten eigentlich halten.

Aber: wer jetzt meint, boah, der Mem ist ja voll der Supermann. Nein, bin ich nicht. Ich mache auch Fehler. Manchmal dumme, manchmal unvermeidliche. Tippe auch manchmal im Raid, beim Tanken. Oder lasse vorwitzige DDler extra kippen. Ein Tank ist keine Maschine. Das sollte jeder Raid wissen. Und jeder Tank selber. Wenn er ausbrennt, sollte er die Pause nehmen, die er braucht, auch das ist ein Teil seiner Verantwortung, nämlich für sich selbst. Es ist die Verantwortung seines Raids, dies zu akzeptieren.

Tanken ist Verpflichtung. Aber gerade diese Verpflichtung ist auch Erfüllung. Vor einiger Zeit stand im Warrior Forum der Satz: Tank spielt man nicht, Tank ist man. Ich hoffe, dieser kleine Artikel gibt dazu einen etwas tieferen Einblick. Er gibt jedenfalls meine Philosophie zum Tanken wieder. Und er läd hoffentlich zur angeregten Diskussion ein, zu der ich hiermit einlade. Bevor ich den Ring jedoch freigebe: Danke an GoA/AfK/BnC, dass Ihr mich mit meinen Launen ertragt und in mich das Vertrauen setzt, dass Ihr mich auf die Mobs immer wieder als erster losrennen laßt.

3 Antworten to “Commitment”

  1. Anonymous said

    Sehr schöner Artikel. Wenn du gestattest würd ich den gern in mein Gildenforum kopieren (und vielleicht Teile daraus für meine Signatur klauen :p).

    Btw: Gz zum Illidan-Kill.

    MfG

    Limli – Schattenlichter Blackrock-EU

  2. Mem said

    Viele Dank. Und ja, kannst du gerne machen 😀

  3. Saan said

    Auch wenn dieser Artikel etwas älter ist, will ich meinen Kommentar dazu loswerden.
    Nach dem Lesen musste ich mich erstmal zurücklehnen und schmunzeln. Du triffst den Nagel sowas von exakt auf den Punkt…Ich liebe den Artikel 🙂
    Vielen Dank dafür.

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